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Weihnachten

Ein Fest der Familie und des Friedens

Florian Russi, Herbert Kihm (Hg.)

Alle Jahre wieder feiern wir das Weihnachtsfest im Kreise unserer Familie und lassen althergebrachte Traditionen in familiärer Atmosphäre aufleben. Doch wo hat das Fest seinen Ursprung, warum feiern wir Weihnachten und woher stammt der Christbaum?

Das liebevoll gestaltete Heftchen gibt Auskunft hierüber und enthält zudem eine kleine Sammlung der bekanntesten Weihnachtslieder. Des Weiteren Rezepte laden zum Kochen und Backen ein.

Johann Friedrich Böttger

Hans-Joachim Böttcher

Zum 330'ten Geburtstag von Johann Friedrich Böttger

Wie kein anderer Name ist der von Johann Friedrich Böttger mit der Entwicklung des sogenannten Jaspisporzellans (heute Böttger-Steinzeug genannt!) und des europäischen Hartporzellans am Anfang des 18. Jahrhunderts verbunden.
Getauft in Schleiz am 05. Februar 1682, kann im Februar 2012 also Böttgers 330'ten Geburtstages gedacht werden. Im Vorfeld dieses Anlasses brachte der Dresdner Buchverlag im November 2011 die von Hans-Joachim Böttcher verfasste Biografie „Böttger - Vom Gold- zum Porzellanmacher" heraus.


Johann Friedrich Böttger: wikipedia.org

Der folgende Textteil stellt daraus einen Auszug dar. Darin wird aus dem an dramatischen Wendungen nicht armen Leben Böttgers eine folgenschwere Phase beschrieben. Die, als er vom September 1705 für ein Jahr auf der Albrechtsburg in Meißen seinen Goldforschungen nachgehen musste. Eine Zeit, in der es im Mai 1706 zu einer zufälligen Entdeckung der Herstellung des sogenannten roten Porzellans, später auch als Jaspisporzellan bezeichnet, kam. Als Konsequenz dieser folgenschweren Entwicklung musste Böttger, unter der Leitung des Wissenschaftlers Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, sich mit an dessen Forschungen zur Entwicklung eines europäischen Hartporzellans beteiligen. Bekanntermaßen waren die letztlich von Erfolg gekrönt.  

... Am 29. September bestellte Fürstenberg Böttger zu sich und eröffnete ihm im Beisein seiner beiden Betreuer die Anweisung des Königs. Man machte ihm den Umzug so schmackhaft, wie es ging, indem die Herren erläuterten, dass die Albrechtsburg in Meißen ein sicheres Schloss sein, aber schließlich keine Festung für Staatsgefangene. Zudem wiesen sie auf die Brandsicherheit in dem Bau hin und auch, dass dort sehr viel Platz für die Unterbringung des Labors wäre, in dem Böttger seine Untersuchungen zum erwünschten Ende bringen könne.

Wider Erwarten fand der Gefangene sich ohne seine üblichen Diskussionen oder Drohungen, Selbstmord zu begehen, mit der königlichen Weisung ab. Schließlich gewann er durch den Umzug ja wieder etwas Zeit und neue Argumente, warum es mit seinen Forschungen nicht voranging.

In Begleitung seines Gehilfen David Köhler wurde er unverzüglich nach Meißen auf die Albrechtsburg gebracht. Hier quartierte man ihn räumlich sehr beschränkt in dem an und für sich platzmäßig sehr bedeutenden eigentlichen Schlossbau ein. Im Gegensatz zu dem bisherigen großen Kreis an Gehilfen gestattete man Böttger nur, dass ihm noch Paul Wildenstein, Samuel Stöltzel sowie Johann Georg Schuberth folgten. Zum Neuaufbau der Öfen schickte Pabst den Maurer und Ofenbauspezialist Balthasar Görbig. Das Labor wurde im Erdgeschoss des Gebäudes eingerichtet, was man natürlich nicht sehr energisch betrieb. So verging einige Zeit, bis die eigentlichen Forschungsarbeiten wieder in Gang kamen.

In der Albrechtsburg musste Böttger unter wesentlich schlechteren Bedingungen als im Dresdner Residenzschloss leben. Hier verfügte er über keine vornehm eingerichteten Gemächer und er konnte auch keine Gäste mehr zu Essen und Trinkgelagen einladen. Doch dies war vom König so bezweckt.


Briefmarke 1982 mit Blick auf die Albrechtsburg: wikipedia.org

Diesem schrieb Böttger Ende 1706 über seine Lebensbedingungen in der Albrechtsburg, dass es dort „Deum Testor, [Gott ist Zeuge] unmüglich auszuhalten" wäre. „Bey Sommerzeit (herrscht) grausame Hitze, so tages als nachts, indem man ja in einem Zimmer eßen, arbeithen und schlaffen muß, zu geschweigen den gantz ohnerträglichen Kohlengestaub und andere Incomoditen" [Unbequemlichkeiten].

Trotz oder vielleicht gerade wegen der harten Arbeits- und Lebensbedingungen experimentierte Böttger schließlich mit seinen Leuten in wachsender Intensität an mehreren Tag und Nacht unter Feuer befindlichen Öfen. So schnell wie möglich wollte er nun das Arcanum der Goldherstellung entdecken.

Auch Tschirnhaus sowie Pabst wurden immer mehr vom König in den Arbeitsprozess eingespannt. Auf dessen Weisung hin schrieb Nehmitz an Tschirnhaus, dass nicht nur in Meißen allermöglichster Fleiß anzuwenden sei, um die Arbeit zu beschleunigen. Auch Pabst sollte den Prozess mit aller Kraft in Freiberg und Tschirnhaus im Dresdner Goldhaus mit der Durchführung von Teilexperimenten für Böttger unterstützen.

Die Inbetriebnahme völlig neuartiger, sehr hohe Temperaturen erzeugender Öfen durch Pabst in Freiburg zeigte jedoch, dass die Entwicklung feuerbeständiger Ziegel, Gläser und Capellen für Böttgers Experimente noch nicht weit genug fortgeschritten war. Der untersagte darum Pabst Anfang Mai 1706 die Weiterführung der Versuche, bis man dafür feuerbeständige Materialien entwickelt hätte.


Kaffeekanne in Böttgersteinzeug (um 1715): wikipedia.org

In der Folge kam es zwischen den Forschern zu intensiven Diskussionen über die Lösung des Problems. Man studierte allerlei Literatur, zum Beispiel das 1661 von J. R. Glauber veröffentlichte Buch „Furni novi philosophici" [Erfolg der neuen Philosophie] und das teilweise darauf basierende neu 1705 erschienene Werk „Curieuse Kunst- und Werck-Schul".

In einem der Kapitel wurde die Meinung vertreten, dass sich nicht nur gute keramische Gefäße wie das aus Bayreuth stammende Creußner- sowie Haffner-Geschirr aus Nürnberg aus den dort vorkommenden Fundstellen herstellen ließen, sondern man „könnte solches aller Orten nachmachen, wenn man die rothe gemeine Bolus Erden (die man die gemeine rothe Hauß Farbe nennet) in gewießer Proportion mit andern Dohn oder fetten Laim nach Gebühr vermischet und ... starck brennet."

Um haltbare Schmelztiegel für die Hochtemperaturöfen zu erhalten, wurden darum in der Albrechtsburg auf der Basis dieser Literaturhinweise Versuche eingeleitet Tiegel aus einer neuartigen Materialmischung herzustellen. Dazu setzte man stark eisenhaltigen wohlgeschlämmten Ton, etwas Ziegelmehl sowie kalzinierten und geschlämmten Kiesel ein. Nach Zugabe von Wasser ließ sich daraus eine Masse kneten, aus der die erforderlichen Tiegel, aber auch andere Objekte geformt und gebrannt werden konnten.

Vom 27. bis 29. Mai hielten sich Tschirnhaus sowie Pabst in der Albrechtsburg auf, um bei ersten Versuchsbränden anwesend zu sein. Als man die fertig gebrannten Probestücke aus dem Ofen entnommen und zum Abkühlen ins Wasser geworfen hatte konnten sich die Forscher freuen. Ihre rotbraunen Produkte waren ungewöhnlich hart, feuerfest und bestanden auch scharfe Temperaturwechsel.

Sicher war es der in Porzellanfragen erfahrene Tschirnhaus, dem noch eine großartige Erkenntnis kam: Ihre Versuchsstücke entsprachen, obwohl sie diese unglasiert gelassen hatten, in ihrem Materialerscheinungsbild dem sogenannten rotbraunen indianischen Porzellan. Zudem stellte er fest, dass die Probestücksubstanz diesem auch mit seinen sonstigen Eigenschaften mindestens gleichwertig war. Schnell dürften die Forscher kombiniert haben, dass man auch in Sachsen rotes Porzellan herstellen könnte, wenn sich im Land Lagerstätten des geeigneten „roten Bolus" ausfindig machen ließen.

Da lag natürlich der daraus resultierende Gedanke von Tschirnhaus, Pabst und Böttger nicht fern, dass es auch möglich sein musste, weißes Porzellan herzustellen, falls sich in Sachsen Lagerstätten mit „weiß brennendem Ton" fänden. Denn schon Glauber schrieb und in dem 1705 erschienenen erweitertem Buch wurde es wörtlich von ihm übernommen, „daß auß anderer Erden, die sich weiß brennet, nicht eben dergleichen gute Geschirr an allen Orthen mit sehr starckem Fewer sollten können gebrand werder."

Nach der Diskussion der Forscher notierte Pabst als deren Erkenntnis: " ... am allerbesten ists, wen unter den calcinirten und geschlämmten Kiesel zarte Kreiden gemengt, nach behöriger Dosi, so fließt es leicht, wird durchsichtig und reißt nicht. Welches ist das ganze Arkanum."

Ihre Erkenntnisse in weiteren praktischen Versuchen umsetzend, haben Böttger und Tschirnhaus, wie der Gehilfe Wildenstein später niederschrieb, „in rothen Porcellain Proben gemacht von Täffelgen und marmorierten Fließgen." Alle durchgeführten Experimente verliefen offenbar sehr erfolgreich. So fasste Tschirnhaus den Plan, zuerst den Stadthalter und danach mit dessen Unterstützung den König zu überzeugen von der teuren und kaum Erfolg versprechenden Goldmacherei abzugehen. Stattdessen sollte Böttger lieber mit für seine Porzellanforschung eingesetzt werden. Dem Wissenschaftler war natürlich klar, dass er August II. und Fürstenberg nicht ohne weiteres von deren Hoffnung auf eine baldige erfolgreiche Goldherstellung würde abbringen können. Und das auch trotz aller bisheriger Misserfolge Böttgers. Tschirnhaus entwarf darum erst einmal eilig ein neues Konzept für ein universelles Laboratorium. Das sollte für die Goldforschung und für die Experimente zur Porzellanherstellung nutzbar sein.

Fürstenberg war schnell für das Projekt gewonnen. Auch August II. schien bald davon überzeugt worden zu sein, dass Böttger zusammen mit Tschirnhaus an der Herstellung von Porzellan - des Weißen Goldes - arbeiten sollte. Offenbar hatte der Wissenschaftler gegenüber dem König sehr gute Argumente, vermutlich auch schon augenscheinliche Beweise, dass er kurz vor der Entdeckung des Porzellangeheimnisses steht. Schon im September 1704 zeigte Tschirnhaus dem Sekretär von Leibniz eine von ihm gefertigte Tasse aus weißem Porzellan [oder zumindest aus einer Masse mit ähnlichem Erscheinungsbild!]. Dazu schrieb dieser nieder: „die Sinesen könnten ohnmöglich den Porcelan anders als auf seine Manier machen." Sicher dachte der König, dass nach der schnell zu erledigenden Porzellanerfindung Böttger dann bald wieder nach dem Arcanum der Goldherstellung forschen könnte ...

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