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Hans-Jürgen Malles
Kennst du Friedrich Hölderlin?

Seine Werke gehört neben denen Goethes und Schillers zu den bedeutendsten der deutschen Klassik, auch wenn sein Leben im Wahnsinn endete. Eine Hinführung zum Verständnis von Hölderlins Persönlichkeit und Werk bietet Deutschlehrer Malles hier. Der Leser erhält Einblicke in ein facettenreiches Leben voller Höhen und Tiefen und darf teilhaben an Hölderlins Begeisterung für die Französische Revolution und die griechische Antike. Auch die Liebe zu Susette Gontard soll nicht unerwähnt bleiben.

Die Wasserburg, das älteste Schloß in Meißen

Paul Reinhard

Die Wasserburg, das älteste Schloss in Meißen

"Das älteste Schloß in Meißen war unstreitig die Wasserburg, wodurch der Elbpaß, dessen sich die Ungarn und Micener zu ihren Einfällen bedienen mochten, vertheidigt werden sollte. Die Mauern, welche sich oben unterm Bischofsthurme angefangen, beim Wasserthore herab, an und hinter demselben bis an die Elbe, dann an der Elbseite lang hin, bis in die Gegend des sogenannten rothen Ochsen, von da wieder an der Seite gegen Mitternacht ans Fischer- oder sogenannte neue und äußere Wasserthor und hinter demselben wieder hinauf an den Schloßberg ziehen, scheinen noch die Ueberbleibsel der alten Feste zu seyn. Noch vor einem halben Jahrhunderte konnte man wahrnehmen, daß an jeder Ecke des durch die mauern umfaßten Vierecks ein Streitthurm gestanden hatte. Ihre Spuren sind größtentheils verschwunden.

Als im JAhre 1015 Miesko, des Königs in Phlen Boleslaus I. Sohn, die Stadt Meißen belagerte, soll nach den Erzählungen mehrerer neuerer Schriftsteller die Wasserburg der Hauptpunkt gewesen seyn, auf den er seinen Angriff richtete. Dittmar, der sich damals selbst mit in Meißen benad, erwähnt aber in der Erzählung dieser Belagerung die Wasserburg ausdrücklich gar nicht. Nach ihm hatte Miesko sein Heer in zwei Theile getheilt, verwüstete mit dem einen die Gegend und belagerte mit dem andern die Stadt. Die Besatzung, die sich in der Stadt nicht hinreichend vertheidigen konnte, zog sich in das über derselben liegende feste Schloß, worauf Miesko die Stadt und die Vorstädte in Brand steckte und das Schloß stürmte. Auch am Schlosse wurde Feuer angelegt, der Commandant, Graf Hermann, bot aber die Weiber auf, die ihren Männern Steine auf die Schutzmauern zutrugen, und, in Ermangelung des Wassers, das Feuer mit Meth löschten. Ein plötzliches Anschwellen der Elbe nöthigte übrigens den Miesko, die Belagerung schleunig aufzuheben und sich über die Elbe zurückzuziehen, wodurch Meißen befreit wurde. Die heldenmühige Vertheidigung der Stadt durch die Weiber wurde seitdem durch eine jährliche Prozession im Andenken erhalten. Die Männer versammelten sich alljährlich am Tage Mariä Geburt auf dem Rathhause, die Weiber aber beim regierenden Bürgermeister, und zogen zusammen, unter Vortritt der Frauen, in die Kirche, um Gott für die Erhaltung der Stadt zu danken und um fernern Schutz zu bitten. Erst mit der Reformation scheinen diese Prozessionen aufgehört zu haben.

Daß Meißen damals wohl nur aus hölzernen Häusern und Festungswerken bestand, zeigt uns der Umstand, daß alle Häußer binnen 14 Tagen wieder augebaut werden konnten, und wir könnenn uns daraus zugleich einen Begriff von der Beschaffenheit des ältesten Schlosses machen.

Gleichzeitig mit der Wasserburg muß der jetzige Schloßberg angebaut worden seyn, denn es läßt sich nicht annehmen, daß Heinrich die am Fuße des Berges gelegene Wasserburg angelegt haben sollte, ohne den darüber gelegenen Schloßberg zu befestigen. Ob aber bereits Heinrich I. ein Schloß auf dem Berge erbaut habe, oder ob es erst unter einem seiner Nachfolger entstanden sey, und die ältesten Markgrafen in der Wasserburg gewohnt haben, müssen wir unentschieden lassen. Jedenfalls stand schon wenige Jahre nach Erbauung der Stadt ein Schloß auf dem Berge, welches wohl auch nicht ganz unbedeutend war, da schon Kaiser Heinrich IV im J. 1071 einen Reichstag daselbst hielt. Von den ältesten Schicksalen des Schlosses wissen wir nichts. In den polnischen und böhmischen Kriegen im eilften und zwölften Jahrhunderte, so wie in den Unruhen zwischen dem Landgrafen Albert und seinen Söhnen Friedrich und Ditzmann, was es häufig der Schauplatz des Kriegs. Mehrmals wurde es in dieser Zeit belagert und eingenommen. Daß das Meißner Schloß dadurch verwüstet und baufällig werden mußte, ist so wahrscheinlich, daß man der gewöhnlichen Meinung, Markgraf Wilhelm habe das Schloß 1390 neu erbauen lassen, gern vollen Glauben beimessen würde, wenn diese Angabe nur durch irgend einen gleichzeitigen Schirftsteller bestätigt würde. Im Husitenkriege wurde es 1429 so tapfer vertheidigt, daß die Hußiten weder die Stadt noch das Schloß einnehmen konnten."
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Reinhard, Paul, Die Stadt Meissen, Geschichte, Merkwürdigkeiten und malerische Umgegend, Meißen 1829, S. 11-15.

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