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Carolin Eberhardt

Die Nixe von Weimar

Sind Nixen gut oder böse? So einfach lässt sich die Frage nicht beantworten. In einer Auswahl von Weimarer Sagen wird die Ilmnixe Erlinde vorgestellt. Unheimlich mutet sie oft an und zugleich wunderschön und bezaubernd. Die Illustrationen wurden von einer 5. Klasse des Goethegymnasiums in einnem literisch-künstlerischen Projekt gestaltet. 

Meissener Porzellan

Meissener Porzellan

Ursula Brekle

Albrechtsburg © Stadt Meißen
Albrechtsburg © Stadt Meißen
Als Johann Wolfgang von Goethe im April 1813 auf einer Reise nach Teplitz in Meißen halt machte, besichtigte er die Albrechtsburg und die „Porcellain - Fabrique". Er schrieb seiner Frau Christiane: „...wir bestiegen das Schloß und besahen uns zuerst die Porcellain-Fabrique. Es ist beinahe unglaublich, daß man so wenig darin findet, was man in seiner Haushaltung besitzen möchte. Das Übel liegt ... darin: Weil man so viele Arbeiter hatte, ... so wollte man sie beschäftigen und ließ sie immer von allem was gerade Mode war, sehr viel im Vorrat arbeiten. Die Mode änderte sich, der Vorrat blieb. Man wagte nicht, die Dinge zu verauktionieren... Es ist die tollste Ausstellung von allem, was nicht mehr gefällt ... in ganzen Massen zu Hunderten, ja zu Tausenden." Goethe gefielen nicht, wie vielen seiner Zeitgenossen, die barocken Formen. So schwierig war es in der Zeit um 1810 nach 100 Jahren Porzellanmanufaktur, die in ihren Anfängen eine Erfolgsgeschichte war.
Ehrenfreid Walther von Tschrinhaus, wikipedia, gemeinfrei
Ehrenfreid Walther von Tschrinhaus, wikipedia, gemeinfrei

Der Mathematiker und Naturwissenschaftler Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (*10.04.1651) leitete im Auftrag des Königs August des Starken ab 1701 planmäßige Versuche mit verschiedenen Erden mit dem Ziel, Porzellan herzustellen. Mehrere Berg- und Hüttenleute aus Freiberg waren einbezogen. Der vom König arretierte Apothekerlehrling und Alchimist aus Preußen, Johann Friedrich Böttger (1682-1719), sträubte sich gegen die Mitarbeit. Er wollte sich nicht „in Porcellain - Arbeit melieren, die Tschirnhausens Angelegenheit sei". Erst auf höheren Befehl begann Böttger 1707 mitzuarbeiten. Im Jahr 1708 gelangen wesentliche Fortschritte, weil zwei neue Mineralien eingesetzt wurden. August der Starke ernannte von Tschirnhaus zum Geheimen Rat und zum Direktor der zu gründenden neuen Manufaktur und verfügte, „daß wir dem Herrn von Tschirnhaus 2 561 Thaler haben auszahlen lassen..." Am 11.10.1708 starb der Leiter dieser frühen interdisziplinären Forschungsgruppe plötzlich und Böttger agierte geschickt. Er meldete am 28.03.1709 dem König die Erfindung des Porzellans, nachdem der Nachlass von Tschirnhaus geöffnet und gelesen worden war.

August der Starke verfolgte eine planmäßige merkantilistische Wirtschaftspolitik. Er gründete per Dekret im Januar 1710 auf der Albrechtsburg in Meißen die Porzellanmanufaktur, die erste staatliche Manufaktur in Europa, die er bis an sein Lebensende persönlich überwachte. Er kontrollierte Erzeugnisse, Absatz, Gewinn und Verlust seines Unternehmens. Zunächst ging es darum, repräsentative teure Geschirre herstellen zu lassen, denn Hartporzellan war so teuer wie Gold. Europas Könige und Fürsten rissen sich darum. Verständlich ist, dass der Kurfürst den ersten Produktionsstandort auf die Albrechtsburg befahl, der Burg auf einen Felssporn hoch über der Elbe. Das Produktionsgeheimnis konnte dort gewahrt bleiben, sicher vor dem Eindringen von Spionen und vor dem Ausbrechen der Experten. 

Meissener Porzellan, © Stadt Meißen

Zwiebelmuster, © Staatliche Porzellan-Manufaktur Meißen
Zwiebelmuster, © Staatliche Porzellan-Manufaktur Meißen

Die Einführung der blauen Unterglasurfarbe und die Entwicklung der weltbekannten Marke „Gekreuzte Schwerter" ermöglichten ab 1731 den ersehnten Schutz vor Fälschungen. Die Manufaktur hatte in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts über 700 Mitarbeiter. Unter dem Bildhauer Johann Joachim Kändler (1706-1775), dem Schöpfer der europäischen Porzellanplastik, setzte sich die Erfolgsgeschichte fort. Sowohl die Kreationen der „Deutschen Blumen" als auch des unterglasurblauen „Zwiebelsmusters" stammen aus dieser Zeit und sind bis heute Erfolgsschlager geblieben. Unbesehen blieb, dass die Zwiebel eigentlich keine Zwiebel ist. Vorbild für dieses Muster waren nämlich Granatäpfel, die in Sachsen anno 1730 unbekannt waren. "Helle und fischelant", wie Sachsen nun mal sind, haben sie sich die eigene Interpretation zusammengereimt und ihren Manufakturisten die seltsamen Zwiebeln nachgesehen. Da das Produktionsprogramm veraltet blieb, sich nicht anpasste, begannen Ende des 18.Jh. die Krisen und Absatzschwierigkeiten. Später nahm der Anteil an Vergleichsweisen einfachen Gebrauchsgeschirren ständig zu. Neben den beliebten Dekoren wie „Voller grüner Weinkranz", „Gestreute Blümchen", „Meißner Rose" blieb das Zwiebelmuster der Favorit.

1863 zog die Manufaktur aus der Albrechtsburg aus, um in einem modernen Neubau im Triebischtal zu produzieren. Prinz Johann von Sachsen, der 1851 König wurde, war der Vorsitzende des Königlich-Sächsischen Altertumsvereins. Er hatte sich für den Auszug eingesetzt und sorgte nun für die komplette Rekonstruktion der Albrechtsburg, die seit 1881 als Museum genutzt wird. Sie bietet heute, frisch renoviert, eine Ausstellung „Baukunst, Macht und Porzellan in Deutschlands ältestem Schloss" an.
Erst nach dem 1. Weltkrieg, nachdem Max Adolf Pfeiffer 1919 die Leitung des 1831 dem sächsischen Finanzministeriums unterstellten Staatsinstitutes übernommen hatte, blühte das Unternehmen wieder auf. Pfeiffer setzte auf die künstlerische Weiterentwicklung der Modellpalette und verpflichtete den Maler und Plastiker Paul Scheurich, dessen Porzellanplastiken weltweite Anerkennung fanden. Hinzu kam die Verpflichtung freischaffender Künstler wie Max Esser, Ernst Barlach und Gerhard Marcks, deren Schöpfungen noch heute im Produktionsprogramm stehen. Die einfachen und wundervoll formschönen Geschirre, die von Paul Börner kreiert worden sind, waren Vorbild für viele Porzellanfabriken in Europa.
Orchidee mit Ast in Blau, © Staatliche Porzellan-Manufaktur Meißen
Orchidee mit Ast in Blau, © Staatliche Porzellan-Manufaktur Meißen

Obwohl die sowjetische Militäradministration nach 1945 die Fabrik vollständig demontieren ließ, gelang es Dr. M. Mields, einem Fachmann aus der Pfeiffer Zeit, den Betriebszustand der Vorkriegsjahre wiederherzustellen, so dass die Fabrik zum achtstärksten Devisenbringer der DDR avancierte. Aus den bedeutenden Neuschöpfungen dieser Zeit zeigen wir nur das dezente Unterglasurdekor "Orchidee mit Ast in Blau" von Heinz Werner.

Nach der Wiedervereinigung setzte sich das Unternehmen unter harter Konkurrenz durch. Das Produktionsprogramm stützt sich auch auf klassische Modelle des 18.Jh. sowie Geschirre mit Aufglasurdekoren und dem unschlagbaren Zwiebelmusterdekor. Mit neuen Produkten, wie zum Beispiel Geschirren für Sushi, Pasta und Espresso, und einer eigenen Schmuck-Kollektion versucht das Unternehmen, auch jüngere Konsumenten anzusprechen. 

 

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Die Autorin dankt dem Nachfahren, Herrn Christof von Tschirnhaus, für die Quellen, die er der Autorin zur Verfügung gestellt hat.


Weiterhin dankt die Autorin der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen für die Durchsicht des Artikels und die Bereitstellung der Bilder des abgebildeten Porzellans.

 

Weitere Quellen:

Danckert, Ludwig. Handbuch des Europäischen Porzellans. München. 7. Auflage
Gross, Reiner. Geschichte Sachsens. Leipzig 2001
Homepage der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen

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