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Friedrich W. Kantzenbach

Erfundenes Glück

Der Autor beschäftigt sich auf lyrischem Weg mit den essentiellen Dingen des Lebens. Er reflektiert seine reichen literarischen Begegnungen und verarbeitet Reiseerlebnisse und persönliche Bekanntschaften mit Menschen, die ihn beeindruckten. Zunehmend durchdringen die Themen Krankheit, Tod und Vergänglichkeit seine Texte.

 

Der Dombrand zu Meißen

Der Dombrand zu Meißen

Johann Georg Theodor Grässe

Der Dombrand zu Meißen 

Am 25sten April des Jahres 1547 stimmten die Domherrn zu Meißen wegen der Gefangennehmung des unglücklichen Churfürsten Johann Friedrich zu Mühlberg den Ambrosianischen Lobgesang bei voller Musik und unter Läutung aller Glocken an. Da schlug bei völlig wolkenleerem Himmel der Blitz in die Domkirche. Der zündende Blitzstrahl fuhr in die vordersten drei hohen prächtigen Hauptthürme, durch das Gewölbe der Kirche in die Orgel, von da in die fürstliche Begräbnißkapelle und hier wieder heraus auf des Domherrn Dr. Hildebrand Günthers, eines berühmten Arztes († 1483) Grab, wo er durch die linke Achsel des auf der messingenen Platte befindlichen Bildnisses eine Oeffnung von Speciesthalergröße machte und hier erlosch. Nichtsdestoweniger brannten die Thürme zusammen, stürzten neben dem Gewölbe herab, zertrümmerten viele der alten Monumente, die Glocken und die Orgelpfeifen zerschmolzen und auch das Kirchdach ging in Feuer auf. Daher kommt es, daß jetzt nur noch ein höckriger Thurm statt dreien übrig ist, in den es übrigens, trotzdem daß er ganz durchsichtig ist, nie regnet, denn das Wasser läuft aus den Rachen der Hunde, welche an den Ecken des Thurmes stehen, heraus, ohne in den Thurm zu fallen.

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Johann Georg Theodor Grässe, Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Bd. 1. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage, Dresden 1874, S. 55f.

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