Arnold von W., auch Bestveling d. i. Westphäling genannt, ist der urkundlich bezeugte Erbauer der berühmten Albrechtsburg zu Meißen, eines der ausgezeichnetsten Denkmäler altdeutscher Baukunst; dennoch fehlt es fast ganz an Nachrichten über sein Leben und namentlich über Ort und Zeit seiner Geburt und die Anfänge seiner Thätigkeit im Dienste der sächsischen Landesfürsten. Wenn er, wie als möglich anzuerkennen ist, identisch ist mit einem Steinmetzen „Arnd", wegen dessen der Erzbischof Friedrich von Magdeburg, weil er einen Bau am erzbischöflichen Schlosse zu Calbe unvollendet verlassen hatte, am 25. Februar 1459 ein Schreiben an den Rath zu Dresden richtete, so ist dies die früheste bis jetzt bekannt gewordene Erwähnung seines Namens. Die zweite vorhandene urkundliche Nachricht aus seinem Leben ist seine vom 4. Juni 1471 datirte „Aufnehmung zu einem Baumeister", ein im k. Hauptstaatsarchiv zu Dresden sowol als Entwurf wie in Reinschrift sich vorfindendes Schriftstück, das zwar eine Art Anstellungsdecret ist, aber dennoch wol schwerlich eine Bestimmung des genauen Anfangs seines Wirkens im Dienste der fürstlichen Brüder Ernst und Albrecht zuläßt, weil als der eigentliche Zweck der Urkunde anzusehen ist, die Lohnverhältnisse auf sämmtlichen landesherrlichen Bauten zu regeln und Arnold in allen Bauangelegenheiten gegenüber den Amtleuten mit Vollmacht zu versehen. Aus ferner vorhandenen urkundlichen Quellen erfährt man, daß ihm im September 1473 ein Haus auf der Burgstraße zu Leipzig zu einem Pfande eingesetzt wurde; daß er vermählt war mit Margarethe Rülckin, einer aus altadlicher, reichbegüterter Familie abstammenden Frau, der er im Februar 1479 - vermuthlich bald nach erfolgter Heirath - das Gut Langenau bei Freiberg als Leibgedinge bestellte; daß er am 4. Mai 1480 das eben genannte Gut durch einen Kauf vergrößerte; endlich daß er am 6. Mai desselben Jahres eine Zahlung aus der Stadtcasse zu Leipzig für eine „Visirung" zu dem Gewandhause erhielt. Schon 1480 oder zu Anfang des nachfolgenden Jahres starb er nach längerer Krankheit zu Meißen. Erst nach seinem Tode, im J. 1483 oder wenig später, wurde der Bau des dortigen Schlosses, der sogenannten Albrechtsburg, der nach der Angabe des Monachus Pirnensis (Mencke, Scriptores II, 1581) 1471 nach Johannis Baptistae unter seiner Leitung begonnen worden war, zu Ende geführt. Welche Bautheile es waren, die zur Zeit seines Todes noch nicht vollendet waren, ist nicht völlig klar. Aber die vielbewunderte, als Schmuckbau von erlesenster Schönheit wie als Meisterstück technischer Geschicklichkeit gleich merkwürdige große Wendeltreppe ist sicherlich sein [217] Werk, und von dem Gesammtcharakter seiner genialen künstlerischen Begabung gibt das Ganze der Albrechtsburg, in deren Architektur die kirchlichen Formen der Gothik, der Spitzbogen, der Strebepfeiler, die Fiale, der Wimperg, bemerkenswerther Weise fast ganz vermieden sind, ein hinreichend deutliches Bild. Ob und inwieweit Arnold bei anderen, und zwar zum Theil noch erhaltenen kirchlichen und Profanbauten in Sachsen mitgewirkt hat, ist unsicher und unter den Fachmännern theilweise streitig. Aber ungerechtfertigt ist es wol, wenn auch seine Mitwirkung bei dem Bau der Schlösser Kriebstein und Rochsburg in Zweifel gezogen wird, und als sicher kann angesehen werden, daß er bei dem Bau eines (nicht mehr vorhandenen) Thorhauses, der sogenannten Laterne, des Dresdner Schlosses thätig war. Sein Steinmetzzeichen findet man in dem Siegel, mit dem er eine im Weimarischen Staatsarchiv liegende, 1479 zu Dresden ausgestellte Gehaltsquittung versehen hat. Ob es dasselbe Siegel ist, dessen sich später seine Wittwe bei Ausfertigung des Briefes bedient hat, den das Dresdner Hauptstaatsarchiv von ihr besitzt, muß gelegentlich noch untersucht werden.
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Franz Schnorr von Carolsfeld: Arnold von Westfalen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 42, Duncker & Humblot, Leipzig 1897, S. 216 f.