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Gerhard Klein

Dresden-Skizzen

Gerhard Klein stellt in seinen liebevollen Zeichnungen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt Dresden dar und stellt sie in kurzen Beschreibungen vor. 

Des Fahnenjunkers Sprung

Des Fahnenjunkers Sprung

Ludwig Bechstein

In dieser Sage geht es um einen Fahnenjunker, der im dreißigjährigen Krieg bei einem Angriff unverletzt von der Burg Scharfenberg sprang. Dank Gottes Hilfe ist er sanft zu Boden geschwebt. Angenommen wird, dass die Burg Scharfenberg im Jahr 938 durch König Heinrich dem Vogler erbaut wurde. Sie gilt somit als eine der ältesten Burganlagen Sachsens. Im 19. Jahrhundert fand auf der Burg der „Scharfenberger Kreis" statt, an dem unter anderem auch E.T.A. Hoffmann teilnahm. Wegen der wunderschönen Lage war die Burg Anziehungspunkt namhafter Maler, so zählt auch der Maler Caspar David Friedrich zu den ehemaligen Besuchern der Burg.

Andreas Werner

 

An der Elbe linkem Ufer über Meißen liegt auf einem aussichtreichen Berge die Trümmer der Burg Scharfenberg, welche Burg schon Kaiser Heinrich I. erbaut und Kaiser Otto I. vollendet haben soll. Die Burg war nach und nach ein Lehen mehrerer namhafter Ritterfamilien, so der Vitzthume von Eckstädt, derer von Schleinitz und von Miltitz, deren einer, Haubold, bald nach dem Dreißigjährigen Kriege die Burg ganz neu baute. Aber im August 1783 ward sie durch einen Blitzstrahl entzündet und durch die Flamme zur Ruine. Im Dreißigjährigen Kriege lag eine Besatzung auf der Burg, da geschahe ein Überfall des Feindes und überwältigte die schwache Bemannung der Burg. Der Fahnenjunker, der sein Banner ergriffen hatte, zog sich kämpfend zurück, jeden Schritt verteidigend, einer nach dem andern seiner Kameraden fiel. Fest hielt er die Fahne, endlich stand er noch ganz allein, von einem wildandringenden Feind umgeben. Solange ich lebe, sollt ihr die Fahne nicht haben! rief er aus, und im höchsten Augenblick der Gefahr, wo der Kampf bis in ein Zimmer des Oberschosses sich gezogen, stieß der Sturm einen Fensterflügel des Zimmers auf, in dem der Fahnenjunker sich nur noch schwach verteidigte. Das nahm er als einen Wink von oben, stieß mit der Wucht des Fahnenspeeres noch zwei Feinde nieder, kehrte sich schnell, die Fahne voraus, nach dem Fenster und sprang, sich Gott befehlend, in den tiefen Abgrund. Und ein Wunder trug ihn samt seiner Fahne unversehrt zum Grunde. Hernach hat sich die Sage verbreitet, der Ritter an der Hauptseite des Schlosses Scharfenberg, der eine Wappenfahne hält, solle diesen mutigen Kämpfer vorstellen und sein Andenken verewigen.

 

 

Textquelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1930.
Bildquelle: Günter Rapp, Deutsche Fotothek, gemeinfrei Wikipedia

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