Sankt Benno und der Meißner Kirchenschlüssel
Hans-Jürgen Pohl
1084 kehrte Heinrich IV. als Sieger über den Papst aus Italien zurück. Seine Gegner in Deutschland hatten nun nichts Gutes zu erwarten. Auch Bischof Benno mußte aus Meißen fliehen. Bevor er sich aber auf den Weg machte, befahl er zwei Domherren, die Kirchentüren zuzusperren und den Schlüssel in die Elbe zu werfen. So geschah es denn auch.
1088 nahm ihn der Kaiser wieder in Gnaden auf und setzte ihn in sein altes Amt ein. Da reiste Benno im Gewand eines Pilgers verkleidet nach Meißen. Unerkannt und frei von der Bürde seines Amtes wollte er sich in seinem Bistum zunächst einmal umsehen, um zu erfahren, was sich in den Jahren seiner Abwesenheit alles getan habe. In der Stadt angekommen, kehrte Benno beim »Elenden Kretschmer« ein. So hieß in Meißen die Herberge für alle Armen und Landfremden. Sie befand sich unterhalb der Martinskirche.
An jenem Abend trug der Herbergsvater seinen Gästen einen großen Elbfisch auf. Den weitgereisten Pilger bat er, doch so gütig zu sein, und den Fisch zu zerteilen. Als Benno ihn aber öffnete, fand man im Bauch des Tieres den Kirchenschl&uuuuml;ssel.
Die Kunde vom wundersamen Wiederauftauchen des Kirchenschlüssels verbreitete sich schnell wie der Wind in Meißen. Die Menschen strömten herbei, im Pilger, der ihn gefunden hatte, erkannte man den altehrwürdigen Bischof. Wie staunten da die Meißner Bürger! Im Triumphzug und unter Lobgesängen geleitete die Menge Bischof Benno zu seiner Kirche.
Text- und Bildquelle: Hans-Jürgen Pohl: Geschichten und Sagen des Meißner Landes, geschrieben nach alten Chroniken, Urkunden, Überlieferungen, S. 38-39.
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